18.-19.02.2023 | Linz | Die Hallen-Staatsmeisterschaften der Leichtathletik. Der Höhepunkt der nationalen Indoor Saison. Wie jedes Jahr. Wie jedes Jahr mit einigen Highlights. Samuel Szihn springt zu Gold. Marcel Tobler läuft zu Silber und Bronze. Andreas Meyer-Lux sprintet zu Silber. Anja Dlauhy springt zu Silber. Muriel Wohlrab sprintet zu Bronze. Das ist die Kurzfassung der Erfolge. Weil die Kurzfassung oft nicht genug ist, findet ihr umseitig die Details:
Tag 1 – 2× Silber und 1× Bronze
Sechs Medaillen zählte das Meisterschaftskonto am Ende des Wochenendes. Die erste Medaille steuerte "Evergreen" – wenn man bei einem 28-Jährigen von Evergreen sprechen kann – Andi bei. Nach dem Vereinswechsel von Markus Fuchs lasteten die Sprinthoffnungen auf Andi. Diese konnte er, wie schon die ganze Saison, vollumfänglich erfüllen. Schon im Vorlauf blieb die Zeitnehmung so schnell wie nie stehen. Nach nur 6,82 Sekunden. Stark auch Vereinskollege Chinomnso Nnamdi, der nach Bronze in der Vorwoche, diesmal 7,07 Sekunden sprintete. Diese Zeit reichte für die erste Finalqualifikation in der Allgemeinen Klasse. Im Finale drehten die Jungs weiter auf. Andi steigerte sich in neue Bereiche. Erstmals eine 6,70er-Zeit. Genau waren es 6,78 Sekunden. Platzierungstechnisch holte er das Maximum heraus. Platz zwei hinter Ex-Vereinskollege Markus Fuchs. Nono sprintete mit 7,04 Sekunden und Platz sechs auch zur Siegerehrung.
Maxima Krause führte das Damenteam über 60 Meter an. Nach einem Fehlstart wegen Zuckens auf der Nachbarbahn ließ sie sich bei ihrem Start etwas aus der Ruhe bringen. Den Tritt fand sie erst nach einigen Metern. 60 Meter lassen aber nicht viel Zeit für Fehler zu. In 7,89 Sekunden reichte es am Ende für Platz zehn. Fünf Hundertstelsekunden fehlten auf den Finaleinzug. Muriel zeigte sich im kürzeren Sprint wieder verbessert. 8,03 Sekunden bedeuteten Saisonbestleistung. In der Endabrechnung war es Platz zwölf.
Über 200 Meter war Andi letztes Jahr nicht zu schlagen. Dieses Jahr drängten einige jüngere Athleten auf den Staatsmeistertitel. Am Ende sollte es so kommen. Der Rennverlauf war sehr spannend. Das Endergebnis sehr knapp. Andi lief 22,27 Sekunden und wurde guter Fünfter.
Bei den Frauen gab es Grund zu jubeln. Der Jubel fiel größer aus. Größer, weil die Medaille überraschend kam. Muriel, die letztes Jahr mit der Qualifikation so etwas wie den Durchbruch schaffte, trommelte die Stadionrunde in der Linzer Tips Arena unter 26 Sekunden. Nach Saisonbestleistung von 25,87 Sekunden war nur zwei Konkurrentinnen schneller. Weil Muriel auf Bahn sechs laufen musste und die Außenbahn aufgrund des Höhenunterschieds eher unvorteilhaft, war keine bessere Zeit drinnen. Schwamm drüber – Bronze ist ohnehin viel schöner.
Den ersten Tag beschloss Marcel auf der kürzeren Mittelstrecke. 650 Meter lang hielt er sich taktisch gut positioniert. Dann wurde das Rennen schneller. Marcel versuchte es. Die Konkurrenz versuchte es auch. Auf der Gegengerade schob Marcel sich nach vorne. Er lag plötzlich auf Platz und kämpfte gegen die ebenfalls sehr starke Konkurrenz um eine Medaille. Die Lücke zu Platz eins blieb gleich, der Vorsprung zum Dritten etwas größer. Nach 1:53,30 Minuten war der Kampf um Medaillen für Marcel vorbei und Silber erobert.
Tag 2 – 1× Gold, 1× Silber und 1× Bronze
Wir finden die Bezeichnung des ÖLVs durchaus passend. Staatsmeisterschaftsspezialist Samuel schlug wieder zu. Im alten Rom hätte man zu Samuels Performance bei seinen letzten drei Antritten mit nur drei Wochen beschrieben: "Veni, vidi, vici." Er kam, er sah seine Chance und er siegte. Im ersten Versuch nahm Samuel Anlauf und segelte direkt zu 7,45 Meter. Der zweite saß noch besser. Für die Kampfrichter etwas zu gut – ungültig. 7,24 Meter und 7,18 Meter lauteten die Weiten in Runde drei und vier. Samuel ließ den fünften Versuch aus, bis dahin war er allein auf weiter Flur. Kein anderer war bis dahin über 7,00 Meter gesprungen. Im letzten Versuch steigerte sich die Konkurrenz. Sie vermochten es nicht mehr Samuel vom Thron zu stürzen. Leo Brensberger ist ob der Saisonvorbereitung mit der Leistung seines Schützlings sehr zufrieden: "Er war bis Ende Dezember in Florida in einem Auslandssemester. Es war noch ein Ferialpraktikum in den USA geplant. Aus dem wurde nichts, daher haben wir kurzerhand umdisponiert. Der Wettkampf verlief ausgezeichnet."
Vom Bett zu Silber. Das ist die Geschichte des Wochenendes von Anja. Ein Infekt setzte Anja außer Gefecht – zumindest am Samstag. Am Sonntag war die Mehrkämpferin für ihre beste Einzeldisziplin, den Hochsprung, in Linz. Über 1,58 Meter klappte es auf Anhieb. Anja konnte Kraft sparen. Ebenso verlief es bei 1,63 Meter und 1,68 Meter. Bei 1,71 Meter trennte sich die Spreu vom Weizen. Fünf Athletinnen nahmen die Höhe in Angriff, nur zwei konnten sie überqueren. Anja war eine davon. Im dritten Versuch nahm sie Höhe. Am Ende stellte sich heraus, dass es ein Versuch zu viel war. Nach den 1,74 Metern war der Wettkampf vorbei - niemand schaffte die Höhe. Der eine Fehlversuch entschied am Ende über Gold und Silber. Anja aber hatte ihren gesundheitlichen Effekt bezwungen, deswegen glänzt Silber in diesem Fall wie Gold. Leonie Bisanz kam auf 1,53 Meter und den neunten Platz.
"Sometimes you win, sometimes you lose". Marcel legte sein Rennen am Sonntag so offensiv an wie man es in Meisterschaftsrennen selten sieht. Er wartete nicht ab, nach dem Start setzte er sich an die Spitze des Feldes über 1.500 Meter. Nur zwei weitere Athleten konnten folgen. 800 Meter in 1:58 Minuten. 1.000 Meter in 2:28 Minuten. Das war verdammt schnell, sodass Marcel sogar auf eine Bestleistung zusteuerte. Dann wurde es schwer. 300 Meter vor dem Ziel kam die ersten Attacke und Marcel hatte Schwierigkeiten zu folgen. Der Tank war leer. Die Post vorne ging weiter ab. Marcel kämpfte sich ins Ziel. 3:51,15 Minuten standen am Ende zu Buche. "Nicht das beste Ende in einer guten Indoor Saison", so resümiert Marcel seine heutigen Lauf. Trotzdem war der Lauf gut genug um eine Bronzene nach Mödling zu holen.
Zum Abschluss kämpfte die 4× 200 Meter Staffel der Damen noch um eine Medaille. Zuerst wurde man als Fünfter gewertet. Später dann aber disqualifiziert. Bei der ersten Übergabe war man deutlich außerhalb der Übergabezone. Das Rennen war aber stark. Umso ärgerlicher war es für Nikola Jörgl, Muriel, Carolina Calvo Villalain und Maxima, dass sie disqualifiziert wurden.
Sechs Medaillen sind gut. Es hätten mehr sein können, wären da nicht die Ausfälle gewesen. Anja verpasste den kompletten Samstag und trat am Sonntag nur zum Hochsprung an. Lena Millonig fehlte ebenso krankheitsbedingt – auch sie war in gleich zwei Bewerben Titelkandidaten. Deswegen an dieser Stelle gute Besserung an euch beide. Kuriert euch gut aus und schaut, dass ihr wieder fit zurück kommt. Und an den Rest: starker Wettkampf, wir freuen uns auf die Freiluftmeisterschaften.
Bericht von Raphael Asamer
Fotos von ÖLV/Robert Katzenbeißer
Bericht (ÖLV, Tag 1) ÖSTM Halle 2023, Linz, 2023
Bericht (ÖLV, Tag 2) ÖSTM Halle 2023, Linz, 2023
Bericht (NÖLV) ÖSTM Halle 2023, Linz, 2023
Fotos (Copyright: ÖLV/Robert Katzenbeißer) ÖSTM Halle 2023, Linz, 2023
Ergebnis ÖSTM Halle 2023, Linz, 2023