06.06.2021 | Graz | Als eines der coolsten Formate der nationalen Leichtathletikwettkämpfe gingen vergangenen Sonntag in Graz die österreichischen Meisterschaften der Vereine in der allgemeinen Klasse über die Bühne. In einer Reihe von Einzeldisziplinen wird dabei der beste Verein Österreichs bei den Damen und Herren ermittelt. Und dabei gelang dem ULC Riverside Möding eine historische Premiere. Welche Premiere das ist und wie es zu dieser Sensation kam, könnt ihr umseitig lesen …
Wegen Corona waren heuer nur die acht bestplatzierten Mannschaften des ÖLV Cups mit je 12 Athleten erlaubt. Bei 14 Bewerben (2 Starter pro Bewerb + Staffel) dachten wir anfangs, dass es schwierig wird zu entscheiden, welche Athleten zuhause gelassen werden müssen. Doch alles kam anders.
Zahlreiche Verletzungen und andere Ausfälle führten bei den Männern zu einem Rumpfteam von gerade mal acht Personen. Lange wurde getüftelt, wie die beste Punkteausbeute in den diversen Disziplinen erreicht werden kann und welche Athleten mehrfach eingesetzt werden könnten. Traditionell hatten wir vor allem in den Wurfdisziplinen unsere Nöte, dazu kamen massive Probleme, überhaupt eine der Hürdendisziplinen zu besetzen.
Wir berichten nun halbwegs chronologisch zum Verlauf und beginnen diesmal bei den Herren:
Im ersten Bewerb, dem Kugelstoß, wurde Sprinter Chukwuma Nnamdi kurzfristig zum Kugelstoß überredet. Ohne jemals zuvor mit der 7,26 Kilogramm schweren Kugel einen Wettkampf bestritten zu haben, schlug sich Chuk aber tapfer und stieß 10,62 Meter. Möglicherweise wäre noch mehr drinnen gewesen, hätte Chuk nicht nach anfänglich guten Standstößen dann mit der Angleittechnik leichte Problem gehabt.
Zeitgleich musste Andreas Meyer beim Weitsprung sein früheres Mehrkampftalent auspacken und tat dies grandios. Nach zwei Sprüngen noch in Führung liegend konnte Andi mit einer Weite von 6,85 Metern (seine pB aus dem Jahr 2016 liegt bei 7,08 Meter) Platz 3 belegen und die ersten fetten Punkte für den ULC verbuchen.
Mit bereits leichten Verspannungen gingen die beiden vorher Erwähnten bald darauf im 100 Meter Bewerb an den Start. In Abwesenheit von Markus Fuchs hielten die beiden aber die Fahnen des ULC hoch und holten sich bei unangenehmem Nieselregen (beide blieben übrigens als einzige im Feld unter 11 Sekunden) Platz 1 und 2. Dies war der erste Vollpunkter für den ULC.
Nur fünf Minuten später war Andi bei seiner dritten Disziplin, dem Speerwurf, anzutreffen, wo er gemeinsam mit U20 Mehrkämpfer Daniel Muster versuchte, auch in den Wurfdisziplinen gute Punkte zu machen. Und die beiden schlugen sich hervorragend. Während Andi diesmal wieder fast an seine Bestleistung, diesmal aus dem Jahr 2017, herankam und mit 42,44 Metern Platz 5 belegte, warf Daniel mit dem 800 Gramm Speer mit 40,26 Metern neue pB und klassierte sich gleich hinter Andi auf Platz 6. Da nach vorne aber zwei Athleten aus einem Verein in der Wertung waren, wurde es in der Endabrechnung ein guter 4. Platz für die Punktetabelle.
In einer Zwischenwertung ergaben die absolvierten Disziplinen einen Platz im ersten Drittel und schon wurde auf der Tribüne über mögliche Endplatzierungen spekuliert und erzählt, dass das Herrenteam noch nie einen Stockerlplatz erreicht hatte.
Noch einmal bekommt der Name Nnamdi eine besondere Bedeutung. Chinomnso Nnamdi, der jüngere Bruder von Chuk, war über 400 Meter Hürden für den ULC im Einsatz. Wie es dazu kam, verdient eine kurze Erläuterung. Andi Meyer, der schon in den letzten Jahren dem ULC oftmals aus der Hürdenmisere geholfen hat, wurde schon bei den vorher erwähnten Disziplinen eingesetzt und stand somit nicht zur Verfügung (ein Athlet darf maximal drei Disziplinen und die Staffel machen).
Da wir derzeit aber auch keinen AK 110m Hürden Läufer stellen können, musste jemand für die 400 Meter Hürden gefunden werden, da jede Sparte der Leichtathletik in diesem Wettkampf besetzt werden muss, und dies sonst zur Disqualifikation führen würde. Da wurde vor einigen Wochen die Idee geboren, Nono, der bei einem Wettkampf gerade die 400 Meter ausprobierte, zu fragen. Der U18 Athlet testete dann bei den NÖ Landesmeisterschaften diese Disziplin, kam nach sieben zerlegten Hürden und einigen Blessuren ins Ziel, erklärte sich aber trotzdem bereit, den ULC Riverside Mödling zu unterstützen.
Er meisterte dies bravourös: Mit nur vier zerlegten Hürden holte Nono mit Platz 4 überraschend gute Punkte und erklärte auf die Aussage von Trainer Christian Ielchici "nächste pB locker unter 60 Sekunden" lapidar: "Wenn es ein nächstes Mal gibt".
Daniel vertrat uns in seiner 2. Disziplin im Stabhochsprung, wo er seine Bestleistung von 3,80 Metern einstellte und im dritten Versuch nur ganz knapp an der magischen 4-Meter Hürde scheiterte. Er konnte somit sogar noch einen hervorragenden 3. Platz für die Wertung beisteuern, den aber auch Ben Henkes im Hochsprung eroberte. Somit hatten wir in drei Sprungbewerben drei dritte Plätze, von denen zwei in die Wertung kamen.
Um den guten Zwischenplatz zu halten, musste auch im Lauf noch ein gutes Ergebnis folgen. Und dafür sorgte in überragender Manier über 1000 Meter Marcel Tobler, der - beflügelt durch die Anfeuerungsrufe seiner Schul- und Sportkameraden - ein beherztes Rennen lief. Er übernahm nach ca. 200 Metern die Führung und schuf eine 20 Meter Lücke, die er bis zum Schluss nicht mehr zumachen ließ. Marcel finishte nach diesem Sololauf mit neuer pB in herausragenden 2:26:26 Minuten und holte den 2. Disziplinensieg des ULC bei den Herren.
Daniel versuchte dann im Diskuswurf noch eine zweite gute Wurfdisziplin für uns herauszuholen, musste aber beim 2 kg Diskus, trotz pB, dem ungewohnten Gewicht etwas Tribut zollen. Tobias Lugstein vertrat uns dann im 400 Meter Lauf und holte Platz 5, verpasste aber in den letzten 100 Metern eine mögliche pB. Somit hielten wir vor der entscheidenden Staffel knapp Platz 3 vor vier lauernden Vereinen und mussten die Staffel erstens korrekt beenden und außerdem auch in die Top 3, um nicht verdrängt zu werden. Schnell noch ein paar Übergaben trainiert, und in der Besetzung Nono-Chuk-Andi-Tobi machten die Jungs mit einem 2. Platz den Sack zu und holten so den ersten Podestplatz bei den Herren durch den ULC Riverside Mödling in der Geschichte der ÖM der Vereine.
Wir gratulieren allen Athleten zu dieser Premiere!
Nun aber zu den Damen, die vor zwei Jahren schon sensationell den 3. Platz erobern konnten. Auch da gab es neben verletzungsbedingten Ausfällen auch schwer zu verkraftende Startabsagen wegen zu schweren Damengeräten oder Einschränkungen wegen Limitjagden. Nichtsdestotrotz startete unsere Paradewerferin Anna Winter mit einem guten 4. Platz im Hammerwurf in die Konkurrenz. Und auch Leonie Springer sorgte mit einem tollen 3. Platz im 100m Meter Lauf für einen guten Start, obwohl sie mit dem Lauf hinten raus nicht ganz zufrieden war. Selina Müller und Leonie Bisanz stießen beide mit der für sie wohl ungewohnten 4kg Kugel neue pBs und belegten die Plätze 5 und 6.
Pauline Leger durfte wie Nono über die 400 Meter Hürden ran, nur dass Pauline dies auch öfter trainiert. Auf der Zielgerade noch auf Platz 4 liegend setzte sie zu einem herausragenden Finish an und holte mit 0,01 Sekunden Vorsprung noch den 2. Platz.
Im Weitsprung vertraten uns diesmal Selina und Lea Scholze. Beiden trafen leider in keinem der vier Versuche das Brett und konnten sich somit nicht im vorderen Feld klassieren. Auch bei den Damen musste somit, um noch in die Top-6 zu kommen, ein gutes Laufergebnis gelingen. Nachdem sich Julia Millonig im 1000 Meter Lauf schon Platz 3 holte, spulte Lena Millonig gegen Ende des langen Wettkampftages die 3000 Meter in neuer SB in einem Sololauf an der Spitze in 9:58,36 Minuten, mit mehr als einer Minute Vorsprung auf die Zweitplatzierte, herunter, und sorgte für den einzigen vollen Erfolg bei den Damen.
Pauline und Anja Dlauhy sorgten dann noch über 100 Meter Hürden für die Plätze 3 und 4, die aber aufgrund Paulines zweiten Platzes im 400 Meter Hürdenlauf nicht in die Wertung kamen. Nachdem Stephanie Schrotter uns mit neuer SB im 400 Meter Lauf vertrat, holte Anna auch im Diskus Platz 4 und Anja erreichte im Hochsprung ebenfalls Platz 4.
Vor der Abschlussstaffel lagen wir nur auf Platz 7 und mussten noch ein gutes Staffelergebnis einfahren, um die Top-6 zu erreichen. Und auch bei den Damen gelang dies in der Besetzung Pauline-Anja-Leo-Selina hervorragend. Obwohl nur auf Bahn 5 im schlechteren Lauf, klappten die Übergaben hervorragend und Seli sicherte als Schlussläuferin in einem beherzten Kampf den Laufsieg, der schlussendlich auch Platz 2 in der Staffelwertung bedeutete. Somit konnten sich unsere Damen noch auf Platz 5 in der Gesamtwertung vorschieben.
Müde aber zufrieden traten unsere Vertreter die Heimreise an und der Pokal über Platz 3 kann schon im Platzwartkammerl besichtigt werden.
Bericht von Otto Krause
Fotos Christian Ielchici, Manfred Müller und Bettina Muster
Ergebnisse von den ÖM der Vereine AK in Graz
Fotos von Manfred Müller auf Flickr
Fotos von Christian Ielchici auf Flickr
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