20.03.2022 | Mistelbach | 2 Starter – 2 Goldene. Was es damit auf sich hat und wie es dazu kam, könnt ihr umseitig lesen …
Der von Hubert Millonig trainierte ULC Riverside Mödling Athlet Christian Steinhammer, der in letzter Zeit doch einige seiner Rennen nicht beenden konnte, nahm die niederösterreichische Halbmarathonmeisterschaften der allgemeinen Klasse als Formüberprüfung in Angriff. Mit 2,5 Minuten Vorsprung in einer Zeit von 1:10:31 Stunden siegte er damit überlegen und holte sich neben seinen bereits erreichten 8 Staatsmeistertiteln seinen 34. Landesmeistertitel. Wir gratulieren und wünschen Christian viel Erfolg für die kommende Saison.
Martin Köhler, ein Urgestein des ULC Riverside Mödling, nahm in der Masterklasse M65 ebenfalls in Misterbach teil und schreibt uns einen sehr interessanten Bericht, den wir euch nicht vorenthalten wollen und der für viele Läufer interessante Einblicke in die Langstreckenpsychologie enthält:
"Als erster Formtest 2022 steht für mich die Nö Halbmarathonmeisterschaft mit Masterswertung an. Die Meisterschaft wird vom LAC Harlekin gemeinsam mit der Bolfras-Kaserne im Rahmen des Mistelbacher Kasernenhalbmarathons abgewickelt. Das verspricht einen flachen Kurs entlang der aufregenden Zaya, teilweise aber auch Naturboden und – was auch prompt eintritt – einigen Gegenwind, wenn es bläst, wie es am Sonntag der Fall war.
Den Auftakt nach dem Startschuss um 10.00 Uhr bildet eine Runde um die Garagen der Kaserne, dann geht es über einen Fuß- und Radweg zur Zaya, wo der Kurs zuerst den Fluss entlang Richtung Osten verläuft. Ich habe das Anfangstempo mit knapp unter 4:30 im gewünschten Bereich getroffen und Reihe mich hinter einem Grüppchen Läufer ein, um möglichst nicht allein der steifen Brise ausgesetzt zu sein. Wegen Bauarbeiten auf jener Seite der Zaya, auf der der Weg asphaltiert wäre, geht es bald auf die andere Seite des Flusses und auf einem Schotterweg weiter. Ich habe ein wenig Probleme, den vor mir Laufenden zu folgen, die innere Uhr riegelt das Tempo quasi ab, um einen allzu forschen Beginn zu verhindern – nur kein jugendlicher Leichtsinn.
Ein neuerlicher Seitenwechsel über ein kleines Brückerl, ein Wechsel zurück auf die Südseite und ein etwas kurvigerer Abschnitt neben einer Baumreihe bringen ein wenig Belebung in den Kurs. Wir haben jetzt auch bald den östlichsten Punkt erreicht, immer noch auf Naturboden geht es nach einer scharfen Kurve zurück gegen Mistelbach. Wenn ich meiner Uhr glauben darf, bin ich nach wie vor im 4:32er-Tempo unterwegs. Es hat sich eine neue Gruppe gefunden, mit der ich nun einige Zeit zügig westwärts laufe. Jetzt haben wir den Wind von hinten bzw. seitlich. An den vom Veranstalter angebrachten Kilometermarkierungen sehe ich, dass meine Uhr offenbar eine etwas geringere Distanz als die offizielle Messung aufgezeichnet hat (und daher ein etwas langsameres Durchschnittstempo), die 10 km-Marke passiere ich in 45:03, also noch ungefähr im 4:30er-Schnitt.
Wir laufen jetzt lange auf dem asphaltierten Radweg von Breslav nach Wien (beruhigend, dass es für uns nur noch 9 oder 10 Kilometer sind, nicht die ganze Strecke nach Wien), dank des Rückenwinds fällt es auch nicht so schwer, den Schnitt noch zu halten. Nach einem „U-Hakerl“, kurz bevor man zur westlichen Schleife bei Paasdorf kommt, düsen uns die ersten Spitzenläufer bereits auf dem Rückweg entgegen. Sie befinden sich schon bei km 16. Es wird wieder ein wenig windiger (weil ja das U-Hakerl auch einen nach Süden zu laufenden Teil hat), kurz gibt es noch einmal einen Teil Richtung Westen und dann heißt es Atemholen für den langen Weg zurück gegen den Wind nach Mistelbach.
Unterbrochen wird dieser Rückweg an der Zaya durch einen Abstecher nach Norden mit einer 180°-Wende. Jetzt muss sich zeigen, ob die Dauerlauf-Kilometer ausreichend waren, um das angestrebte Zeitziel auch wirklich zu erreichen. Leider sind aufgrund der kühlen Temperaturen und des schon seit einiger Zeit hart an der (persönlichen) Grenze befindlichen Tempos Muskel und Sehnen nicht mehr ganz so locker wie man es gerne hätte. Ab km 18 verliere ich daher angesichts des Gegenwinds doch ein wenig den Kontakt zu den Läufern vor mir, die mich bisher zur Aufrechterhaltung des Tempos angestachelt hatten. Es bleibt jetzt nur noch die Kontrolle der Zwischenzeiten nach den Kilometermarken, die Müdigkeit im Kopf verursacht aber auch schon Probleme beim Behalten der jeweils letzten Durchgangszeit. Es lässt sich aber doch unzweifelhaft feststellen, dass da ein km nicht ganz in Wunschzeit darunter war. Das spornt an, die letzten Kräfte zu mobilisieren und nach Unterquerung der Einfahrtsstraße nach Mistelbach und Passieren des südlichen Einkaufs- und Gewerbegebiets von Mistelbach taucht endlich der kleine Weg zurück zur Kaserne auf – geschafft. Und mit 1:35.57 auch nicht allzu weit von der Wunschzeit entfernt. Die Saison kann kommen."
Wir gratulieren Martin damit ebenfalls zum niederösterreichischen Meistertitel in der Klasse M65.
Bericht von Martin Köhler und Otto Krause
Fotos: © ULC Riverside Mödling